11.05.2012

Eine „KlappKirche“ für den mobilen Einsatz

Das Gotteshaus aus dem Bulli

Kirchenzuwachs im Bistum Hildesheim. Die Gemeinde St. Altfrid hat eine Filialkirche: „St. Emmaus“. Die Kapelle ist überaus mobil. Sie passt in einen Kirchenbulli.

 

 

Kreuze, Altar und Bild, vier Bänke und sechs Hocker – die „KlappKirche“ ist ein bewegliches Gotteshaus. Leitgedanke: „Wo du stehst, ist heiliger Boden“. Fotos: Wala
Kreuze, Altar und Bild, vier Bänke und sechs Hocker –
die „KlappKirche“ ist ein bewegliches Gotteshaus.
Leitgedanke: „Wo du stehst, ist heiliger Boden“. Fotos: Wala

„KlappKirche“ – so heißt der transportable Sakralraum. Erdacht hat sich die aus Altar, Bild, Kreuzen, Bänken und Hockern bestehende Kirche Hildegard Strutz. Die Künstlerin und Architektin hat bereits für ihre Heimatgemeinde, St. Peter und Paul in Neustadt am Rübenberge, einen Prototyp entwickelt: „Wir haben diese auf St. Mobile geweiht“, berichtet die 47-Jährige.

Hintergrund der Idee: Kindergottesdienste (zeitgleich zur Eucharistiefeier in der ‚richtigen‘ Kirche) fanden in St. Peter und Paul in einem schmucklosen Raum des Gemeindezentrums statt. Doch lebt nach Meinung von Hildegard Strutz so ein Kindergottesdienst wie auch andere Andachten von einer sakralen Atmosphäre.

Wie gewinnt ein Raum sakrale Würde?

Wie kann aber ein Raum zeitweilig sakrale Würde gewinnen? Ihre Antwort: Statt den Raum umzubauen, zieht die Kapelle ein. Hildegard Strutz entwickelt ein Modulsystem, bei dem Holz­elemente durch Winkel verbunden werden. Die Krux dabei: Einfach wie flexibel aufzubauen und leicht verstaubar musste alles sein.

Nun passt die KlappKirche in einen Kirchenbulli – oder einen normalen Schrank. Eingeklappt, also in ihre Einzelteile zerlegt, braucht sie gerade mal einen Platz, der 2,10 Meter hoch, 1,30 Meter breit und 60 Zentimeter tief ist. Und der Aufbau? Zwei Helfer können die Kirche in einer guten halben Stunde errichten.

Dieses Konzept hat Martin Wrasmann, Pastoralreferent in Gifhorn und stellvertretender Leiter der Hauptabteilung Pastoral im Bistum, überzeugt: „Die Gemeinde in Gifhorn wächst. Unsere Seelsorge ist darauf ausgerichtet, zu den Menschen zu gehen. Bisher hatten wir die Frohe Botschaft dabei. Nun auch eine Kirche.“

Beweis erbracht: die „KlappKirche“ passt in einen normalen Kirchenbulli. Im Bild: Pastoralreferent Martin Wrasmann, die Künstlerin Hildegard Strutz und Elisabeth Eicke, die Vorsitzende des Diözesanrates. Foto: Rüdiger Wala
Beweis erbracht: die „KlappKirche“ passt in einen normalen
Kirchenbulli. Im Bild: Pastoralreferent Martin Wrasmann,
die Künstlerin Hildegard Strutz und Elisabeth Eicke,
die Vorsitzende des Diözesanrates. Foto: Rüdiger Wala

Daher hat die Gemeinde St. Alfrid bei der Künstlerin eine mittlerweile zum Patent angemeldete „KlappKirche“ gekauft. Kostenpunkt 6500 Euro, einschließlich einem auf Wunsch der Gemeinde von Hildegard Strutz gemalten Altarbild. Es zeigt die Jünger auf dem Weg nach Emmaus. „Deshalb werden wir die Kirche auch als St. Emmaus weihen“, sagt Wrasmann. Gefertigt wurde die Kirche aus Birkenholz in einer österreichischen Tischlerei.

„Wo du stehst, ist heiliger Boden“

Unterstützung für die Idee gibt es von der Vorsitzenden des Diözesanrates der Katholiken, Elisabeth Eicke: „Einer der Leitgedanken der lokalen Kirchenentwicklung im Bistum ist doch das Wort aus dem Buch Exodus: Wo du stehst, ist heiliger Boden. Das bringt die KlappKirche als bewegte und bewegende Kapelle zu Ausdruck – und es bringt uns als Kirche wieder zurück in unsere Nachbarschaft.“

Auf Initiative des Diözesanrates wird die Gifhorner KlappKirche auch beim kommenden Katholikentag in Mannheim präsentiert. Mobil wie sie ist, immer mal wieder an anderen Orten. Um zu zeigen, wie Messehallen oder Fußgängerzonen zu heiligem Boden werden können.

Rüdiger Wala

Weitere Infos bei Hildegard Strutz unter Telefon 0 50 72/77 02 35 oder im Internet unter www.klappkirche.de