16.11.2011

KiZ-Tipp: Iberger Tropfsteinhöhlen

Das Tor zur Harzer Unterwelt

Wo heute Bäume stehen, schwammen vor Millionen Jahren Fische durch den Harz. Denn damals war das Mittelgebirge noch ein Ozean. Das glauben Sie nicht? Dann besuchen Sie doch einmal das Höhlen-Erlebnis-Zentrum bei Bad Grund.

Beeindruckendes Erlebnis ist ein Besuch in den Iberger Tropfsteinhöhlen und dem Museum im Berg. Foto: HEZ/Günter Jentsch
Beeindruckendes Erlebnis ist ein Besuch in den Iberger Tropfsteinhöhlen und dem Museum im Berg. Foto: HEZ/Günter Jentsch

Bad Grund (if). Ich bin auf Entdeckungstour, warm eingepackt mit Schal und Mütze. Gut so, schließlich ist mein Ziel, die Iberger Tropfsteinhöhle, im Schnitt nur 9 Grad Celsius kalt. Und die Luftfeuchtigkeit liegt bei knapp 100 Prozent.

In meinen Turnschuhen schlittere ich den 78 Meter langen „Hauptmann-Spatzier-Stollen“ entlang, der mich tief in die Höhle führt. Der Weg ist schwach beleuchtet. Eine Taschenlampe soll mir ein wenig mehr Sicherheit geben. Beim Gehen überlege ich: Über mir liegen hundert Tonnen Gestein. Aber der Gang wird schon halten  – das tut er schließlich schon seit 1911. Vom Stollen zweigen immer wieder Nebenhöhlen und Grotten ab – Wege ins scheinbar dunkle Nichts.

Insgesamt erstreckt sich unter dem Iberg ein acht Kilometer langes Höhlensystem. Davon sind aber nur 150 Meter für Touristen begehbar.

Zwischen dem Ein- und Ausgang der Höhle überwinde ich 27 Meter Höhenunterschied, verteilt auf 136 Stufen. Aber das lohnt sich, denn mein Ziel ist atemberaubend: glitzernde Tropfsteine. Das Funkeln kommt von verschiedenen Mineralien im Stein, höre ich während einer Führung. Die sollten Besucher übrigens nicht verpassen, schließlich gibt es viel zu erfahren: zum Beispiel, dass die Iberger Tropfsteinhöhlen einmal unter dem Meer gelegen haben.

Der 563 Meter hohe Iberg ist eigentlich ein mächtiges Korallenriff, das vor 385 Millionen Jahren in der Gegend vom heutigen Madagaskar, Südafrika, entstand. Durch die Bewegung der Erdplatten schob es sich dann im Laufe von Millionen Jahren nach Norddeutschland. Und dann ging es für das Riff hoch hinaus, denn die Erde hob sich und der Harz entstand. Dadurch sank der Grundwasserspiegel und das Wasser floss aus den Höhlen ab. Geblieben sind von den Meer-Zeiten nur Fossilien, wie die eines Tintenfisches Mehr darüber erfahre ich im „Museum im Berg“, einer Ausstellungs-Höhle mitten im Iberg.
Das „Museum am Berg“ beherbergt Knochen- und Schädelfunde unserer Vorfahren aus der Bronzezeit, die vor 3000 Jahren im Harz gelebt haben. Es zeigt die bislang älteste genetisch belegte Großfamilie und macht das Leben und Sterben dieser Menschen für die Besucher erlebbar.

Für mich besonders beeindruckend: die Nachbildungen der Gesichter unserer Höhlenahnen und der Nachbau ihres Höhlengrabes. Es schwebt unter der Museumsdecke und ist begehbar.

Bewohnt wird die Iberger Tropfsteinhöhle heute immer noch: von Fledermäusen. Sie überwintern hier, krallen sich kopfüber an die Felsnischen und schlafen. Doch statt die kleinen Blutsauger zu stören, gehe ich lieber tiefer in die Höhle, um mir die Tropfsteine anzusehen, darunter einen steinernen Wasserfall oder einen, der aussieht wie eine Madonna auf einer Kanzel. Natur kann so faszinierend sein.

 

Öffnungszeiten: Ganzjährig dienstags bis sonntags von 10 bis 17 Uhr. Die Höhlen und Museen liegen etwas außerhalb von Bad Grund, direkt an der Harzhochstraße B 242.

Kontakt: An der Tropfsteinhöhle 1, 37539 Bad Grund, Telefon: 0 53 27/82 93 91, Internet: www.hoehlen-erlebnis-zentrum.de