05.09.2012
Gesprächsprozess der Kirche: Beim Jahrestreffen geht es um gelebte Nächstenliebe
Dialog braucht Ergebnisse
Der Gesprächsprozess der Bischofskonferenz geht in die nächste Runde: In Hannover wollen am 14./15. September auf Einladung der Bischöfe Vertreter aus Bistümern, Orden, geistlichen Bewegungen und Verbänden über gelebte Nächstenliebe sprechen.
Doch obwohl immer noch die Meinungen in der Kirche über den künftigen Weg weit auseinandergehen und die widerstreitenden Flügel wohl noch Übungsbedarf in Sachen Dialog haben, reicht eine offene und geschwisterliche Atmosphäre für das Gesprächsforum in Hannover nicht mehr.
Will der bis 2015 angesetzte Gesprächsprozess ernst genommen werden, müssen sich jetzt mögliche Ergebnisse zumindest erahnen lassen. In Hannover ist das durchaus möglich: „Es geht aus der Themensammlung von Mannheim heraus. Wir werden thematisch konkreter“, sagt Osnabrücks Bischof Franz-Josef Bode, der zusammen mit dem Bischofskonferenzvorsitzenden Robert Zollitsch, Kardinal Reinhard Marx aus München und Essens Bischof Franz-Josef Overbeck für den Gesprächsprozess verantwortlich ist.
„Die Zivilisation der Liebe – unsere Verantwortung in der freien Gesellschaft“, haben die Bischöfe das diesjährige Treffen überschrieben. Es geht um die Diakonia – die gelebte Nächstenliebe als Grundpfeiler der Kirche. Wie kann die Kirche die Liebe Gottes im täglichen Handeln unter Beweis stellen? Aufgaben und Profil der Caritas werden deshalb sicher genauso Thema sein wie etwa der Umgang mit wiederverheiratet Geschiedenen.
Die Liebe Gottes im Handeln vorleben
So sprach sich vor kurzem Caritas-Präsident Peter Neher, der auch in Hannover dabei sein wird, für einen anderen Umgang mit wiederverheiratet Geschiedenen aus. „Der Barmherzigkeit Gottes wegen haben wir hier dringend Lösungen zu suchen.“ Auch, damit Betroffene bei kirchlichen „Arbeitgebern wieder eine Chance haben“. Eher um die institutionalisierte Nächstenliebe, also um die Caritas selbst, geht es dagegen dem emeritierten Sozialethiker Lothar Roos. Er kommt für das konservative Forum deutscher Katholiken nach Hannover. In einem Aufsatz hinterfragt er das kirchliche Profil der Caritas. Sein Tenor: Wenn das christliche Profil nicht mehr deutlich wird, sollte die Kirche sich besser von Einrichtungen trennen.
Viel Stoff für Diskussionen also. Am Ende sollen sich daraus aber Handlungsempfehlungen ergeben. „Was gehen wir in unserer Gruppierung zur Verwirklichung der Zivilisation der Liebe an? Und was ist nun der erste Schritt für uns?“ ist der letzte Arbeitsauftrag in Hannover.
Von Ulrich Waschki