25.03.2015
Dialogprozess im Bistum vorläufig abgeschlossen – Gespräche sollen fortgesetzt werden
Ende und Anfang im Pappkarton
Ein Ende mit einem neuen Anfang. Der letzte Begegnungstag im Bistum Hildesheim schließt zwar den von Bischof Norbert Trelle initiierten Dialogrozess formal ab. Doch der Austausch zwischen Laien, Priestern und der Bistumsleitung wird weitergehen.
![]() |
Was bleibt nach vier Jahren Dialogprozess? Die Teilnehmer des letzten Dialogtages waren gefordert, ihre Erfahrungen und Bewertungen auf Pappkartons zu schreiben – als „Baustein“ zum Weitermachen. Fotos: Wala |
So werden aus Pappkartons Bausteine: Die gut 50 Teilnehmer des letzten Dialogtages in der Jugendbildungsstätte Wohldenberg sind eingeladen, ihre Erfahrungen und Bewertungen der vergangenen vier Jahre auf Kartons zu schreiben. So greifen Vertreter aus Diözesan-, Dekanatspastoral- und Priesterrat zu dicken Filzstiften. Auch Bischof Norbert Trelle und weitere Mitglieder des Bistumsleitung machen das.
Die Stichworte reichen von „Keine Denkverbote“, über „Lösung von Konflikten mit dem kirchlichen Arbeitsrecht“ bis zu „Richtungen des pastoralen Handelns gemeinsam entwickeln“. Ein Wunsch findet sich wiederholt aus den Kartons: „Dialoge auf Augenhöhe weiterentwickeln“ oder „auf die lokale Ebene herunterbrechen“. Ein klarer Appell zum Weitermachen.
Wie kann sich Kirche in die Nachbarschaft einbringen?
„Wichtig ist, dass wir den Dialog weiter mit denen suchen, die nicht jeden Sonntag bei uns anzutreffen sind“, betont der Hildesheimer Dechant Wolfgang Voges, einer der beiden Moderatoren des Priesterrates. Die Frage, wie die Kirche künftig in der Nachbarschaft präsent sein kann, sei eine der grundlegenden Herausforderungen, nicht nur im Bistum Hildesheim. „Wir wollen und müssen uns öffnen und an die Ränder der Gesellschaft gehen“, beschreibt Voges eine der zentralen Erfahrungen im Dialogprozess.
![]() |
Auf eine zweite Erkenntnis verweist die Vorsitzende des Diözesanrates der Katholiken, Elisabeth Eicke: „Dialog verbindet.“ Sowohl in der großen Fläche des Bistums als auch zwischen Gläubigen, Priestern und der Bistumsleitung sei großes Vertrauen aufgebaut worden. „Wir haben konkret erlebt, wie wichtig es ist hinzuhören: Wir haben uns und der Welt etwas zu sagen, aber auch die Welt hat uns vieles zu sagen“, meint Eicke. Dialogische Kirche bedeute, diesen Austausch fortzuführen und so kraftvoll die Zukunft des Bistums zu gestalten. „Ich wünsche mir, dass wir die Richtungen pastoralen Handelns künftig miteinander vereinbaren können“, stellt die Vorsitzende des Diözesanrates heraus. Es gehe dabei nicht um Mehrheitsentscheidungen, sondern „um einen geistlichen Prozess, bei dem wir gemeinsam im Dialog nach dem richtigen Weg suchen.“
Das gewachsene Vertrauen ist auch für Bischof Norbert Trelle eine der wesentlichen Errungenschaften des Dialogprozesses: „Selbst bei den Differenzen, wir haben nicht nur Wohlfühlatmosphäre produziert“, erläutert Trelle. Auf den Dialogtagen wie auch bei den vielen Veranstaltungen in den Dekanaten sei der Weg in die Zukunft des Bistums gebahnt worden. „Ich baue darauf, dass dieses Empfinden einer gemeinsamen Verantwortung in unserer Diözese weiter Bestand hat“, hofft der Bischof. Beeindruckt habe ihn, mit welcher Verlässlichkeit, die Teilnehmer den Prozess über Jahre mitgestaltet haben: „Das ist Treue zu einer Aufgabe, die nicht leicht war.“
„Erfahrungen der letzten Jahre fortschreiben“
Nun heiße es nachzudenken: „Wie können wir die Erfahrungen der letzten Jahre in der Zukunft fortschreiben?“, skizziert Trelle eine anstehende zentrale Frage. Welche Formen des Gesprächs und des Beratens gibt es, „die Lösungen für die Herausforderungen bieten, vor denen wir stehen“. Dabei dürfe der Dialog nicht auf die Grenzen der Kirche beschränkt bleiben: „Wir dürfen nicht auf uns selbst bezogen bleiben, sondern müssen den Blick weiten.“
Auch Generalvikar Dr. Werner Schreer sagt zu, die Ergebnisse des Dialogtages sorgfältig zur Kenntnis zu nehmen: „Ich stehe dafür ein, dass sie nicht verloren gehen.“ Die von ihm geleitete Planungsgruppe für den Dialogprozess wird die Ergebnisse auswerten und die Konsequenzen beraten.
Rüdiger Wala
„Kirche ist der Rede wert, ...“
Bischof Norbert Trelle hatte erstmals im Oktober 2011 die Vertreter des Diözesan- und des Priesterrates zusammen mit der Bistumsleitung zu einem Dialogtag eingeladen. Auslöser waren zahlreiche Skandale, die die Glaubwürdigkeit der katholischen Kirche bundesweit erschüttert hatten. Aus dem ersten Dialogtag entwickelte sich ein auf vier Jahre angesetzter Prozess, der auch zu wiederholten Besuchen von Bischof Trelle und weiteren Mitgliedern der Bistumsleitung in den 17 Dekanaten des Bistums führte. Sein Leitgedanke: „Kirche ist der Rede wert, ...“ In mehreren Gemeinden und einzelnen Dekanaten wurde zudem das Gespräch über den eigenen Kirchturm hinaus gesucht: zum Beispiel mit der Ortspolitik, mit Schulen und sozialen Einrichtungen.