Große Wallfahrt in Germershausen

Im Blick der Gottesmutter

Aus den Städten und Dörfern des Eichfelds kamen die Wallfahrer nach Germershausen. Ihr gemeinsames Ziel: das Gnadenbild „Maria in der Wiese“.

In aller Herrgottsfrühe hatten sich nach der Frühmesse in ihrer Heimatkirche bereits die ersten Wallfahrtsgruppen auf den Weg gemacht. Mit 11,8 Kilometern hatten die Pilger aus der Pfarrgemeinde St. Johannes in Hilkerode eine der längsten Strecken zu bewältigen. 37 Männer und Frauen waren um sechs Uhr aufgebrochen. Sie folgten dem großen Vortragekreuz aus ihrer Pfarrkirche und erreichten kaum drei Stunden später mit ihrem Pfarrer Markus Grabowski die Wallfahrtskirche in Germershausen.

Nicht das Geld, sondern sich selbst locker machen

Auch der Hildesheimer Bischof Norbert Trelle war zur Großen Wallfahrt angereist. Mit herzlichen Worten begrüßte Propst Bernd Galluschke den Bischof vor rund 5000 Gläubigen. In der gemeinsamen Eucharistiefeier unter freiem Himmel griff Trelle in der Predigt den Begriff des Reichtums auf. Nicht jener sei reich, der viel habe, sondern der viel gebe, so Trelle. Selbst Gott habe seine Allmacht aufgegeben, sei „außer sich geraten“, um den Menschen in Jesus nahe zu sein und dadurch deren Leben reich zu machen. Daher kommt es nach Trelles Worten nicht in erster Linie darauf an, das Geld, sondern sich selbst locker zu machen. Maria, so der Bischof weiter, habe diesen Weg ihres Sohnes mitvollzogen und den Menschen in den Blick genommen, sodass wir uns alle „im Blick der Gottesmutter“ fühlen können.

Schon seit Jahrzehnten pilgert die Hilkeröder Gruppe zu Maria in der Wiese. „Das schweißt zusammen“, sagt Rudolf Rudkows­ki. Schon jetzt ist klar, auch im nächsten Jahr will er wieder mitlaufen, und zwar wie immer in Sandalen – „Jesuslatschen“ nennt er sie. Das ist inzwischen genauso Tradition für die Hilkeröder wie das gemeinsame Picknick. Jahr für Jahr wird es von einer anderen Familie vorbereitet. „Auch das gehört zur Wallfahrt einfach mit dazu“, erzählen die marschfesten Pilger beim zünftigen Mahl nach dem Gottesdienst. Die Wallfahrt ist Stärkung für Leib und Seele. Das war schon immer so und soll auch nächstes Jahr wieder so sein, verspricht Siegfried Herschel.

Große Wallfahrt mit langer Tradition

Die Große Germershäuser Wallfahrt gilt dem Gnadenbild „Maria in der Wiese“, einer sitzenden Madonna aus Holz. Entstanden ist die Figur vermutlich Mitte des 15. Jahrhunderts. Die erste Wallfahrt ist für das Jahr 1678 bezeugt. Jedes Jahr am ersten Sonntag im Juli finden sich Tausende zur „Großen Wallfahrt“ ein. Betreut wird die Germershäuser Marienwallfahrt von den Augustinern, die seit 1864 in Germershausen beheimatet sind. (kiz/bph)