20.02.2013

Nachgefragt zum Ökumenischen Kongress Kirche²

Kirche lebt von der Begeisterung

Der Hildesheimer Regens Dr. Christian Hennecke ist Leiter des Fachbereichs Missionarische Seelsorge.  Auf katholischer Seite war er für den ökumenischen Kongress „Kirche²“ verantwortlich. Für ihn war die Veranstaltung ein voller Erfolg.

Regens Dr. Christian Hennecke. Foto: Deppe

Wie beurteilen Sie den Kongress „Kirche²“?

Für mich war das ein ganz großer Schritt auf einem Weg, den wir gemeinsam gegangen sind. Ein Weg hin zu einer evangelisierenden Kirche, zu einer Kirche der Menschen, die sich mit einer Vielzahl von Talenten und Charismen einbringen. Ich bin der Überzeugung, dass dieser Kongress bei uns in Niedersachsen auch ein wichtiger Meilenstein der Ökumene ist. Er zeigt, wie gut die Zusammenarbeit zwischen den beiden Kirchen ist und sein kann. Und er zeigt, wie kraftvoll ein gemeinsames Zeugnis ist.

Wo lag für Sie das Ziel der Veranstaltung?

Wir haben auf unserem langen gemeinsamen Weg festgestellt, dass wir eine gemeinsame geistliche Wurzel und eine gemeinsame Sendung haben. Die lautet in beiden Kirchen: Wie kann das Evangelium die Menschen von heute erreichen? Auf dieser Suche fühlen wir uns eng miteinander verbunden und sind froh, dass aus unserem gemeinsamen Interesse dieser Kongress gewachsen ist – ein Kongress für das gesamte Volk Gottes. Das hat sich auch in den Teilnehmern widergespiegelt. Es waren Pfarrer da, Hauptamtliche und viele engagierte Christen. Ich bin mir sicher, in der Zukunft wird unser Christsein in den verschiedenen Konfessionen über das gemeinsame „Christuszeugnis“, über den konkreten Dienst an den anderen und die Leidenschaft für die Menschen glaubwürdig. – und das können wir auch gut gemeinsam geben.

Viele bereits laufende Projekte, aber auch gute neue Ideen wurden beim Kongress vorgestellt. Wird sich das auch irgendwo bemerkbar machen?

Nach dem, was ich direkt nach dem Kongress auf Facebook, Twitter oder in E-Mails gelesen habe, gehe ich davon aus, dass sich demnächst viele Menschen vor Ort treffen werden, um gemeinsam zu schauen, wie die Erfahrung vor Ort konkret werden kann. Sie werden sich fragen, wie sie gemeinsam Kirche weiterentwickeln und das Evangelium verkünden können. Das macht Mut und zeigt, dass wir auf dem richtigen Weg sind.

Was bedeutet das für die Praxis?

Wir hoffen, dass die Kongressteilnehmer als Multiplikatoren wirken und die gemeinsame Idee des Kongresses weitertragen. Im kommenden Jahr gibt es dann das Angebot „Kirche² – der Kurs“, um neue Initiativen und Aufbrüche des Kircheseins zu begleiten und zu vernetzen.  Es nützt nicht, allein begeistert zu sein. Das vergeht schnell wieder. Man braucht Kenntnisse, Werkzeuge und eine Strategie. Und die wollen wir auf diesem Kurs Teams von engagierten Christen vermitteln.

Darüber hinaus werden wir weiter an dem entstandenen Netzwerk basteln. Auf der Homepage www.aufbrueche-in-der-kirche.de kann man sich „best-of“-Beispiele anschauen und es kommen immer mehr hinzu. Außerdem sollen Vorträge des Kongresses auf dem Internetportal Youtube veröffentlicht werden. Für mich das wichtigste Ziel ist, jetzt nicht in Aktionismus zu fallen, sondern erst einmal zu schauen, was passiert bereits vor Ort in unserer Kirche, wo gibt es Menschen, die sich mit kreativen Ideen einbringen wollen und wie können wir sie ermuntern, unterstützen und begleiten. Wir müssen sie ermutigen und dürfen sie nicht demotivieren. Schließlich lebt Kirche von der Begeisterung und dem Engagement jedes Gläubigen.

Heißt das auch, sich für neue, vielleicht unkonventionelle Ideen zu öffnen?

Wir sollten nicht nur die vorhandenen Projekte unterstützen und vorantreiben, sondern auch den Mut haben, innovative Ideen, die es vorher noch nicht gab, zu unterstützen. Wir dürfen dabei nicht nur auf der Gemeindeebene schauen. Wir müssen einen weiten Blick bekommen für die Vielfalt der Möglichkeiten, die unsere Kirchen haben, so wie man das beim Kongress erleben konnte.

Fragen: Edmund Deppe
 

Informationen zum Kongress: www.kirchehochzwei.de