19.01.2015

Bildhauerin Barbara Lorenz-Höfer greift in ihren Werken auch religiöse Themen auf

Kunst zum Nachdenken

Im Atelier von Barbara Lorenz-Höfer sieht es nach Arbeit aus: Fertige und halbfertige Werke wechseln sich ab mit Skizzen, Entwürfen und Modellen – darunter auch religiöse Kunst.

Kurze Pause im Atelier: Stunden um Stunden arbeitet Barbara Lorenz-Höfer an ihrem Jesus. Sie wünscht sich, dass die Betrachter sich mit ihren Kunstwerken und den dort angesprochenen Themen kritisch auseinandersetzen.
Fotos: privat

Das neueste Projekt der Künstlerin sind Heiligen- und Papstbilder aus Polen in einer Art aufklappbarem Holzbuch. Daneben laden filigrane (Kunst)-Blumen für einen Friedhof in Blankenese und Holzkisten als Schrein für kleine Kunstwerke zum Nachdenken und Interpretieren ein.

Das gilt besonders auch für ein Werk, mit dem sie den Kunstpreis der St.-Petri-Kirche gewonnen hat.  Vorgabe war eine Darstellung von Petrus, dem Namensgeber des Gotteshauses. Mit einem kippenden Papststuhl und dem dazugehörigen Schlüsselkasten sorgte Lorenz-Höfer für rege Diskussionen unter den Ausstellungsbesuchern und der Jury, die sich gerade deshalb für das  Objekt ausgeprochen hatte.
Lorenz-Höfer ließ auch für dieses Werk bei der Preisverleihung Freiraum zur Interpretation. Es gehe nicht darum den Papst zu stürzen, wie einige Kritiker ihr vorgeworfen hatten, es stehe aber jedem frei, sich Gedanken zu machen über die Kirche im Allgemeinen und ihre Zukunft im Besonderen.

Christusfigur sorgt für kontroverse Diskussion

Auch an der lebensgroßen Christusfigur am Kreuz in der katholischen Kirche in Buxtehude scheiden sich die Geister: Für die einen ist es Kunst, andere  empfinden die Darstellung des nur mit einem kurzen Lendentuch bekleideten Jesus als „provokant“ oder „unmöglich“.

 

Probleme mit Äußerungen dieser Art hat die Künstlerin, die sich selbst als gläubige Katholikin bezeichnet, nicht. Im Gegenteil:  „Kunst ist eine Art Spiegel, man sieht etwas so, wie man es sehen will. Dass das nicht unbedingt mit dem Erschaffer des Werkes übereinstimmen muss, versteht sich von selbst“, sagt Lorenz-Höfer. Wer sich intensiv mit ihren Arbeiten beschäftigt, sieht den tieferen Sinn. Immer steckt eine Botschaft dahinter, das im Werk angesprochene Thema kritisch zu hinterfragen. 
Ein Kunst-Gemeinschaftsprojekt mit Jugendlichen aus Blankenese macht ihre Absicht deutlich und spricht für ihre eigene Neugier. Die 55-Jährige fragte die Jugendlichen: „Was ist euch heilig?“ Es kamen verblüffende Antworten. „Wenn ein Jugendlicher aus wohlhabendem Elternhaus sein Surfbrett als heilig erachtet, klingt das erst mal befremdlich, aber irgendwie ist es auch logisch“, meint die Künstlerin, die ihre eigenen Objekte ebenfalls als etwas Heiliges verstanden wissen will – im Sinne von berührender Kunst, mit der sie Geschichten erzählen möchte.

Lorenz-Höfer versteht ihre Kunstwerke als Kunst für Menschen. Besonders für solche, die keine Angst haben, etwas zu sehen, was man nicht unbedingt sehen will oder muss.

Religion braucht kritische Auseinandersetzung

Ihre Themen sind Krieg und Frieden – im Kleinen wie im Großen, Macht, Ohnmacht, Flucht und Ankommen, Leid und Hoffnung, der Tod und das Leben mit all ihren Facetten. Dazu gehört auch das Thema Religion. Irgendwie spielt das Religiöse in alle ihre Werke mit hinein, auch wenn es sich nicht um Aufträge der Kirchen handelt.  Glaube und Religion sind ihr heilig. Das ist für die überzeugte Katholikin kein Widerspruch: Kirche und Religion – und das bezieht sie nicht nur auf das Christentum – brauchen ihrer Meinung nach kritische Auseinandersetzungen. Das stärke eher den Glauben als ihn zu schwächen.

Franziska Felsch