23.08.2015

Kommentar

Mit Gottvertrauen

Als Christen erleben wir aktuell eine Zeit des Umbruchs in der Kirche und den Gemeinden. Eine schwierige Situation, die aber Mut und Offenheit braucht, sagt Ulrich Waschki in seinem Kommentar.

Es gibt sie noch, die guten Nachrichten: Zum Beispiel die Geschichte von Mandy Adam. Eine ungetaufte Frau, die sich über die Erstkommunionvorbereitung ihrer ältesten Tochter selbst mit dem Glauben beschäftigt und Feuer fängt, sich schließlich taufen lässt. 

Wir leben in einer Zeit des Umbruchs. Die Gestalt der Kirche, wie wir sie in den letzten Jahrzehnten gewohnt waren, stirbt. Die Volkskirche, wenn es sie jemals wirklich gab, ist Geschichte. Und die Abbrüche gehen weiter: Wir werden noch mehr Kirchen aufgeben, Gemeinden zusammenschließen, Pfarrzentren verkaufen, kirchliche Einrichtungen schließen müssen. 

Wir werden uns daran gewöhnen müssen, dass kein Pfarrer oder Kaplan, kein hauptamtlicher Mitarbeiter für bestimmte Aufgaben zur Verfügung steht, sondern wir unseren Glauben und unsere Kirche noch stärker selbst in die Hand nehmen müssen. Das sind Veränderungen, die manchen weh tun, die Angst machen. In den Gemeinden, Pfarrhäusern, Ordinariaten, Bischofshäusern. 

Doch die Geschichte von Mandy Adam zeigt: Es wird weitergehen. Irgendwie. Dieser Glaube hat eine solche Kraft, das er weiterhin Menschen ansprechen und begeistern kann. Dazu braucht es Zeugen, die ihren Glauben leben und ihr Leben aus dem Glauben gestalten. Das aber nicht nur in den eigenen vier Wänden und Kirchenmauern, sondern auch spürbar nach außen. Als Christ im Betrieb, in der Nachbarschaft, in Sozialinitiativen. „Fröhlich sein, Gutes tun und die Spatzen pfeifen lassen.“ Der Ausspruch von Don Bosco ist zwar durch unzählige Einträge in Poesiealben fast schon zum Kitsch verkommen, hat aber einen wahren Kern: Ran. Einfach machen. (Vor)-leben und leben lassen.

Vielleicht machen wir es uns manchmal eben viel zu schwer. Bei Mandy Adam kam es auch nicht auf gut durchdachte Pastoralkonzepte oder starre Regeln an. Im Gegenteil: Als Ungetaufte wollte sie sich in der Erstkommunionvorbereitung engagieren. Schwierig. Kinder auf das zentrale katholische Sakrament vorbereiten ohne selbst katholisch zu sein? Der zuständige Pfarrer bewies Mut und Offenheit, ging vielleicht auch ein Risiko ein. Und wurde belohnt. 

Solche Wege können auch scheitern. Das gehört dazu. Aber ohne Mut hätten die Jünger Jesu niemals die Botschaft des Auferstandenen verbreiten können. Mut? Vielleicht sollte man besser sagen „Gottvertrauen“. Wir tun, was wir tun können. Den Rest überlassen wir Ihm.

Von Ulrich Waschki