Religion.Werte.Bildung
Mit einem gemeinsamen Stand präsentieren sich katholische und evangelische Kirche auf der didacta, Europas größter Bildungsmesse.
Hannover (abe). Wenn über Bildung diskutiert wird, dürfen die christlichen Kirchen nicht fehlen. Mit einer Sonderschau zum Thema „Religion-Werte-Bildung“ präsentieren sie sich gemeinsam auf der Bildungsmesse didacta in Hannover. Franz Thalmann, Fachmann für Religionspädagogik im Bischöflichen Generalvikariat, über die Vorreiterrolle der kirchlichen Schulen und das Engagement für einen konfessionellen Reli-Unterricht.
Sie laden auf der didacta zu einer Podiumsdiskussion ein zum Thema „Auf dem Weg zu einer humanen Schule für alle?“. Was können die Kirchen zu einer humanen Schule beitragen?
Ein großes Thema bei dieser Diskussion wird „Inklusion“ sein. Dabei geht es darum, alle Schüler an einer Regelschule zu beschulen und zu fördern, auch lernschwache, körperbehinderte und Kinder mit Migrationshintergrund. Hier sind die kirchlichen Schulen gefordert, Vorreiter zu sein. Auf dem Gymnasium Marienschule in Hildesheim lernt zum Beispiel gerade ein Mädchen mit geistiger Behinderung. Das war der Wunsch der Eltern, und die Schule hat das möglich gemacht.
Was sollte man außer der Diskussion nicht verpassen am Kirchenstand?
Die Tasse Kaffee! Bei uns kann man für einen Moment die Taschen abstellen und die Beine langmachen. Der Stand der Kirchen ist ein Treffpunkt. Zu jeder vollen Stunde gibt es fachbezogene Veranstaltungen, und wir bieten eine individuelle Fachberatung zu Fragen religiöser Bildung an.
Mit welchen Fragen oder Sorgen wenden sich Religionslehrer an Sie?
Oft geht es um die konfessionelle Kooperation: In Niedersachsen gibt es einen neuen Erlass, der regelt, unter welchen Bedingungen evangelische und katholische Schüler zusammen unterrichtet werden können. Das ist möglich, wenn es weniger als 12 Schüler einer Konfession an einer Schule gibt oder wenn keine entsprechende Lehrkraft zur Verfügung steht – aber auch aus pädagogischen Gründen. Wir weisen aber mit Nachdruck darauf hin, dass der Erlass nicht dazu dient, organisatorische Probleme zu lösen. Organisatorisch ist es natürlich einfacher, die Konfessionen zusammen zu unterrichten. Das würde manchem Schulleiter entgegenkommen, aber so ist es nicht gemeint.
Mehrere Veranstaltungen befassen sich mit dem islamischen Religionsunterricht und dem interreligiösen Lernen. Warum ist Ihnen das Thema wichtig?
Ab dem kommenden Schuljahr wird in Niedersachsen islamischer Religionsunterricht verpflichtend eingeführt. Die Kirchen haben sich sehr dafür eingesetzt. Diese politische Entscheidung stärkt auch die Position des konfessionellen Religionsunterrichtes insgesamt. Wir sind der Meinung, dass Religionslehrer nicht nur über Religion informieren, sondern selbst glaubwürdige Zeugen ihrer Konfession sein sollten.
Wird denn in der niedersächsischen Politik daran gezweifelt?
Je weniger Kinder getauft werden, desto schwächer werden natürlich unsere Argumente für einen konfessionsgebundenen Unterricht. Dabei hören wir, dass Eltern ihre Kinder, auch wenn sie nicht getauft sind, gerne in den konfessionellen Unterricht schicken. Sie bekommen hier eine Grundlage vermittelt, auf der sie sich später entscheiden können. Aber es gibt leider bereits einen Grundsatzbeschluss der niedersächsischen Grünen, einen konfessionsübergreifenden Werteunterricht einzuführen.