25.01.2017
Neujahrsempfang des Diözesanrates in Verden / Wille zur Zusammenarbeit der Kirchen
Trelle: Wir gehören zusammen Manzke: Wir brauchen einander
Mehr ökumenische Verständigung und mehr gemeinsame Präsenz von katholischer und evangelischer Kirche in der Öffentlichkeit – das sind die Botschaften, die vom diesjährigen Neujahrsempfang des Diözesanrates der Katholiken ausgehen. Und Bischof Norbert Trelle hofft auf sichtbare Zeichen der Einheit der Kirchen in nicht allzu ferner Zukunft.
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Landesbishof Karl-Hinrich Manzke |
Fast 800 Jahre lang war Verden Sitz eines katholischen Bistums. Im Verdener Dom, seit 1566 mit einer kurzen Unterbrechung evangelisch, hängen noch heute die Porträts der katholischen Bischöfe aus der vorreformatorischen Zeit. Sie hießen Gerhard und Johann, Mazo und Wikbert. Fast scheint die Tradition ungebrochen.
Den Verdener Dom mitsamt dem angrenzenden Gemeindehaus hat sich der Diözesanrat der Katholiken für seinen diesjährigen Neujahrsempfang ausgewählt. Angesichts der Themensetzung ein idealer Ort: Der Empfang steht im Jahr des 500. Reformationsjubiläums ganz im Zeichen der Ökumene. Zeitlich fällt er zudem in die Gebetswoche für die Einheit der Christen.
Wenigstens für Stunden leuchtet die große Geschichte Verdens als Bischofssitz wieder auf. Gleich zwei Oberhirten finden den Weg in die Stadt an der Aller: Der evangelische Landesbischof von Schaumburg-Lippe, Dr. Karl-Hinrich Manzke, und der Bischof von Hildesheim, Norbert Trelle. Die beiden haben sich einiges zu sagen. Von reformatorischen Verwerfungen ist dabei wenig zu spüren. Manzke und Trelle pflegen einen freundschaftlichen, gar herzlichen Umgang und sprechen einander als Brüder an. Ihre einhellige Botschaft: Die katholische und die evangelische Kirche müssen weiter aufeinander zugehen und ihre Zusammenarbeit verstärken.
Keine Alternative zur Einheit
Manzke, auch Catholica-Beauftrager der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche in Deutschland (VELKD), sagt, es sei bemerkenswert, dass es gelungen sei, das Reformationsjubiläum nicht zu einer Vertiefung der Trennung werden zu lassen. Bei Gesprächen im Vatikan sei noch vor fünf Jahren unklar gewesen, ob sich die Katholiken zur Mitfeier des Reformationsjubiläums einladen lassen würden. Dass es schließlich gelungen sei, Papst Franziskus zur Teilnahme am Versöhnungsgottesdienst im schwedischen Lund zu bewegen, komme einem Wunder gleich. Dies sei ein Meilenstein der Ökumene.
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Bischof Norbert Trelle beim Neujahrsempfang des Diözesanrates |
Das Verbindende betonen, nicht das Trennende
„Wir haben einen gemeinsamen Auftrag in einer Zeit, in der die beiden Kirchen in einer Dürrephase sind. Wir brauchen einander“, sagt Manzke. Die Reformationsgeschichte sei vielschichtig und nicht nur eine Erfolgsgeschichte, sagt er. Deshalb spreche er auch immer von einem Reformationsgedenken und nicht nur von einem Jubiläum. Er ruft dazu auf, mehr das Verbindende und nicht das Trennende zu betonen. Ausdrücklich lobt er das vertrauensvolle Miteinander zwischen den katholischen Bistümern und den evangelischen Landeskirchen in Niedersachsen. Und er macht sich für den Erhalt und Ausbau des konfessionell kooperativen Religionsunterrichts stark. Manzke: „Wir haben keine Alternative zu einem stärkeren Zusammenwachsen“.
Ganz ähnlich Bischof Trelle: Er verweist darauf, dass die evangelische und die katholische Kirche bereits heute auf vielen Feldern, die von gesellschaftlicher Relevanz sind, zusammenarbeiten. Als Beispiele nennt er unter anderem die Justizvollzugsseelsorge, die Krankenhausseelsorge, die Telefonseelsorge und die Bahnhofsmission. Die Organisation der Flüchtlingshilfe sei ohne das gemeinsame Engagement der beiden Kirchen gar nicht denkbar gewesen.
Diese ökumenische Zusammenarbeit werde in Zukunft noch wichtiger. Bistum wie auch Landeskirche könnten nicht mehr alle Leistungen allein aufrechterhalten. Daher bedürfe es gemeinsamer Anstrengungen, um möglichst vielen Menschen aus christlichem Geist heraus helfen zu können. Die verstärkte Zusammenarbeit habe den Nebeneffekt, die gesellschaftliche Glaubwürdigkeit zu steigern. Trelle: „Wir müssen gemeinsam als Christen in der Gesellschaft wahrgenommen werden.“
Hoffen auf Lösungen beim Abendmahl
Ein Thema, das den ökumenischen Dialog weiterhin belastet, ist die nicht gelöste Frage nach der gemeinsamen Feier des Abendmahls. Ein Problem, das Landesbischof Manzke aus seinem persönlichen Umfeld kennt: In seiner nahen Verwandtschaft gibt es Katholiken. „Ich will mich nicht damit abfinden, dass wir nicht gemeinsam zum Tisch des Herrn gehen können.“ Das Thema bewegt auch Bischof Trelle: „Wir müssen mit Geduld nach vorne gehen und unterschiedliche Lebensituationen berücksichtigen.“ Dies gelte insbesondere für konfessionsverbindende Ehen. Aus seiner Zeit als Gemeindeseelsorger wisse er, dass man vor Ort seit Jahrzehnten um pragmatische Lösungen bemüht sei.
Zum Schluss kommt an die Bischöfe die Frage, wo sie die Kirche in drei Jahrzenten sehen. Bischof Manzke sagt: „Ich glaube, dass die Kirche in 30 Jahren ärmer, geistlich stärker, näher bei den Menschen und weniger ängstlich in der Bewahrung ihrer Besitzstände ist.“ Bischof Trelle antwortet in eine andere Richtung. Er hofft auf deutliche Zeichen der Einheit: „Man muss sehen, die Kirchen gehören zusammen.“ Das am deutlichsten sichtbare Zeichen wäre ein gemeinsames Abendmahl. Doch bis dahin werde es noch viel theologischen Sachverstand und Geduld brauchen: „Dennoch hoffe ich darauf, dass es nicht 30 oder 20, sondern vielleicht nur zehn Jahre dauert.“
Matthias Bode
Zwei große ökumenische Ereignisse stehen in den kommenden Wochen bevor: Am Samstag, 11. März, wird in der Hildesheimer St.-Michaeliskirche ein Versöhnungsgottesdienst der katholischen und evangelischen Kirche in Deutschland gefeiert. Dazu werden der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, und der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, Heinrich Bedford-Strohm, erwartet. Die ARD überträgt den Gottesdienst live, außerdem wird der Gottesdienst in die benachbarte St.-Andreas-Kirche übertragen. Am Freitag, 17. März, wird auf regionaler Ebene ein Versöhnungsgottesdienst in der Stadtkirche in Bückeburg gefeiert (Kirchweg 2). Er wird von Bischof Norbert Trelle und Landesbischof Karl-Hinrich Manzke geleitet. Beginn ist um 18 Uhr.