27.06.2016

Soziale Netze auf Erfolgskurs, Priester mit Problemen

Whatsapp knackt Milliardenmarke

Nach Facebook und YouTube meldete mit WhatsApp jüngst das dritte Soziale Netzwerk, das es inzwischen von mehr als eine Milliarde Menschen genutzt wird. Doch nicht jedem tun die Internet-Dienste gut. In Münster wurde jetzt ein Priester gefeuert, weil er zu oft Kurznachrichten verschickte.

Rasantes Wachstum...

Die Zahlen sind schier überwältigend. Mehr als eine Milliarde Menschen haben sich inzwischen bei dem Mitteilungsdienst WhatsApp angemeldet. Tagtäglich werden mehr als 42 Milliarden Nachrichten über den Internetdienstleiter verschickt. Hinzu kommen 1,6 Milliarden Fotos und 250 Millionen Videos - ebenfalls täglich. Dies jedenfalls hat vor kurzem WhatsApp-Mitbegründer Jan Koum mitgeteilt. Und er tat dies, wie sich das für einen Internet-Pionier gehört, nicht etwa über irgendein klassisches Medien wie Zeitung, Hörfunk oder Fernsehen, sondern über seinen Facebook-Account.

Nur Facebook ist mit 1,6 Milliarden Nutzen monatlich noch größer

Erst im Jahr 2014 hatte Facebook-Gründer Mark Zuckerbergs den Kurznachrichtendienst für sage und schreibe 22 Milliarden Dollar gekauft. Trotz aller damaligen Unkenrufe angesichts der „sauteuren Übername“ ist es Zuckerberg beindruckend schnell gelungen, die Nutzerzahl von damals 450 Millionen auf nunmehr eine Milliarde in die Höhe zu schrauben. Zum Vergleich. Auch das Google-Tochterunternehmen YouTube erreichte Mitte 2015 ebenfalls einen neuen Rekord, als eine Milliarde Menschen in einem Monat den Videodienst nutzten. Absoluter Quoten- oder Reichweitenkönig im Internet aber ist und bleibt Facebook mit (laut Wikipedia) rund 1,65 Milliarden Nutzern pro Monat

Der kostenlose Dienst lief der vergleichsweise teuren SMS schnell
den 
Rang an (Foto: www.whatsapp.com)

Nach Meinung von etlichen Analysten konnte WhatsApp der klassischen SMS den Rang so schnell ablaufen, weil WhatsApp kostenlos und „stylisch“ ist. Es beherrscht mit den Emoticons (kleine Bildchen mit denen die Nutzer ihre Gefühlslage ausdrücken können) die Sprache der Jugend. Außerdem ist WhatsApp werbefrei. Selbst die Kritik an dem zeitweise miserablen Datenschutz konnte am Siegeszug der Facebook-Tochter nichts ändern.

Dass die Neuen Medien aber längst nicht jedem gut tun, sondern vor allem für junge Menschen ein gewaltiges Suchtpotential aufweisen, ist spätestens seit der Vorstellung des Drogen und Suchtberichts 2016 durch die Bundesdrogenbeauftragte Marle Mortler bekannt. Neu ist allerdings, dass auch Priester den Gefahren des mobilen Internets erliegen. So wurde jüngst im Bistum Münster, genauer gesagt in Rheine, ein katholischer Geistlicher vom Dienst „entpflichtet“ (wie es offiziell hieß), weil er Jugendlichen zu viele fromme SMS und WhatsApps geschickt hatte.

Drogenbeauftragte: Neue Medien haben hohes Suchtpotential

Wie das Bistum auf Anfrage der Katholischen Nachrichtenagentur mitteilte, soll es sich bei den elektronischen Nachrichten aber „nicht um sexuelle Inhalte oder strafrechtlich relevante Dinge gehandelt haben“. Nach Worten von Bistumssprecher Stephan Kronenburg habe der 52-jährige Priester lediglich einzelne Jugendliche mit häufigen Handynachrichten für Wallfahrten, Besinnungstage oder andere geistliche Angebote gewinnen wollen. Die jungen Menschen aber hätten sich damit sehr „unwohl“ gefühlt, so der Sprecher weiter.

In einer Erklärung wertete das Bistum Münster das Verhalten des Pastors (dessen Name ich hier bewusst nicht nennen mag, weil er eigentlich nichts zur Sache tut) in Inhalt und Form als „völlig unangemessen und unklug für einen Geistlichen“. Wegen desselben Verhaltens habe der Priester bereits im April vergangenen Jahres die Pfarrei Lippetal verlassen müssen. Nun solle er zur Fortführung und Vollendung einer Therapie in ein Kloster gehen.

Ihr Webreporter Andreas Kaiser