12.08.2015
Serie: Die Messe verstehen und gestalten
Wir bringen gläubig Brot und Wein
Nach den Fürbitten beginnt der zweite Hauptteil der Messe, der der Gesamtfeier ihren Namen gegeben hat: die Eucharistiefeier. Er reicht von der Gabenbereitung bis zum Schlussgebet.
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Messdienerinnen bringen die Gaben zum Altar. Foto: kna-bild |
Gabenbereitung
Nun verlagert sich das Geschehen vom Ambo zum Altar. Der Tisch wird gedeckt: mit Tischtuch, Kerzen und Blumen, mit dem Messbuch und den Gaben von Brot und Wein. In der Regel machen das die Messdiener und alles steht im Altarraum bereit. Genauso sinnvoll ist es aber, Brot (und Wein) durch die Gemeinde hindurchzutragen – besonders wenn zuvoralle, die kommunizieren, beim Hereinkommen eine Hostie in die Schale gelegt haben. Mancherorts werden gleichzeitig Gaben nach vorne gebracht, die Anteil haben am Segen: Eier oder Kräuter zu besonderen Festen, aber auch Speisen für die Armen. Auch die Kollekte wird an dieser Stelle eingesammelt, denn von Gott in der Eucharistie beschenkt zu werden und andere zu beschenken – das gehört zusammen.
Begleitet wird die Gabenbereitung in der Regel durch Gesang, manchmal auch durch Orgelspiel oder einen Chor – zumal hier ein guter Platz ist für vortragenden Chorgesang. Schön ist es, wenn gelegentlich die leisen Begleitgebete des Priesters laut gesprochen und von der Gemeinde durch Liedruf (etwa: GL 184, 189) oder Gebet bestätigt werden („Gepriesen bist du in Ewigkeit, Herr, unser Gott), denn es sind besonders schön formulierte Gebete.
Mit dem Gabengebet des Priesters und dem Amen der Gemeinde endet die Gabenbereitung.
Was oft anders ist:
In den meisten Gemeinden ist der Tisch schon zu Beginn der Feier komplett gedeckt, nur Brot und Wein fehlen noch. Und die stehen zwei Meter entfernt in einer Ecke des Altarraums. Kann man machen und spart Zeit. Allerdings geht so die Gabenbereitung oft „unter“ und damit die Tatsache, dass nun etwas Neues, Wichtiges beginnt.
Praktischer Tipp:
Zumindest gelegentlich, etwa bei Familienmessen, ist es eine schöne Alternative, den „Tisch des Brotes“, der bis dahin komplett leer ist, tatsächlich erst zur Gabenbereitung zu decken. Dabei können Messdiener genauso helfen wie Kinder und Erwachsene aus der Gemeinde und spüren: Mit dem Tischdecken beginnt etwas Neues und wir schmücken ihn besonders schön für ein besonderes Mahl.
Das Eucharistische Hochgebet
„Der Herr sei mit euch“ – „Erhebet die Herzen“ – „Lasset uns danken, dem Herrn unserem Gott“. Mit diesem Eröffnungsdia-log beginnt das Hochgebet, es endet mit der Erhebung der Gaben, dem Priestergebet „Durch ihn und mit ihm und in ihm ...“ und dem Amen der Gemeinde. Das alles ist eine Einheit, auch wenn es etwas zerrissen wirkt. So kniet die Gemeinde erst nach dem „Sanctus“, als ob dort etwas Neues beginnen würde. Tatsächlich aber bewirkt nicht die sogenannte „Wandlung“ die Wandlung der Gaben in Leib und Blut Christi, sondern das gesamte Hochgebet.
Das Hochgebet wirkt oft wie ein reines Priestergebet. Und doch betet hier die ganze Gemeinde. Das wird durch drei „Akklamationen“ (wörtlich: „beifälliger Zuruf) deutlich. Die erste ist das „Sanctus“ mit dem die Gemeinde dem zustimmt, was der Priester vorher laut gebetet hat: Der Lobpreis und Dank an Gott für seine großen Taten, der in den Ruf mündet „Heilig, heilig...“ Er geht auf eine Himmelsvision in Jesaja 6,3 zurück, die verbunden wird mit den Hosannarufen beim Einzug Jesu in Jerusalem.
Die zweite Zustimmung erfolgt mit dem Ruf „Geheimnis des Glaubens“: Wir bekennen, was wir feiern: Jesu Tod, Auferstehung und Wiederkunft. Die dritte und endgültige steht am Schluss. Oft geht sie fast unter: ein sehr langes Priestergebet und ein sehr kurzes Amen der Gemeinde. Deshalb ist zu empfehlen, diese Akklamation durch ein dreifach gesungenes Amen zu betonen.
Was oft anders ist:
Wenig!, denn das Hochgebet ist wohl das Element, das am präzisesten „nach Messbuch“ gebetet wird. „Selbst gestrickte“ Hochgebete, die in den 1970er Jahren modern waren, gibt es nur noch selten. Allenfalls die Tatsache, dass das „Sanctus“ durch irgendein Lied ersetzt wird, in dem das Wort „heilig“ vorkommt, mag manchen verstimmen.
Praktischer Tipp:
Das Hochgebet ist ein wiederkehrendes Element, aber es muss nicht eintönig sein. Offiziell gibt es 13 Hochgebete, neben den vier „normalen“, etwa drei für Eucharistiefeiern mit Kindern, das Hochgebet „Versöhnung“ und solche für besondere Anliegen. Benutzt wird in vielen Gemeinden aber stets dasselbe, nämlich das „zweite Hochgebet“, manchmal noch das dritte. Eine größere Vielfalt wäre schön! Und (zusätzlich) eingefügte gesungene Akklamationen der Gemeinde (GL 670,8; 201,1, 201,1+2) würden das Gefühl dafür erhöhen, dass auch hier alle beten.
Von Susanne Haverkamp
Serie: Die Messe verstehen und gestalten