22.07.2015

Serie: Die Messe verstehen und gestalten

Zusammen in Jesu Namen

Der Anfang der Sonntagsmesse ist fast immer gleich: Kyrie, Gloria, Tagesgebet, hinsetzen. Was bedeuten diese Teile? Und gibt es Alternativen? Zweiter Teil der Serie zur Heiligen Messe.

Ein Priester spricht bei einem Gottesdienst in Fulda das Tagesgebet. Foto: kna-bild

Es beginnt mit dem „Allgemeinen Schuldbekenntnis“: Bevor wir miteinander feiern und Gott begegnen, bekennen wir ihm und der Gemeinde, dass nicht alles perfekt ist und bitten um Vergebung. Am bekanntesten ist dabei das Gebet: „Ich bekenne ...“ (GL 582,4), die anderen beiden möglichen Formen, ein Wechselgebet (582,5) und ein Lied (582,6), werden dagegen selten benutzt.

Was oft anders ist:

In vielen Gemeinden wird das Schuldbekenntnis schlicht weggelassen. Auf viele wirkt es zu negativ, wenn wir quasi als „Zulassung“, bekennen müssen, dass wir „schlechte Menschen“ sind. Zumal das „Bekenntnis“ sehr formal ist und keine Zeit bleibt, um sich überhaupt über eigene Schuld Gedanken zu machen.

Praktischer Tipp:

Als Alternative vorgesehen, aber selten praktiziert, ist das „Sonntägliche Taufgedächtnis“. Es ist ein gemeinsamer Weihwasser-ritus, in dem die Feiernden sich daran erinnern, warum sie in der Kirche sind: weil sie getauft sind. Das, was Einzelne am Weihwasserbecken machen, wird hier gemeinsam gefeiert: die Würde aller Getauften, an der auch die teilhaben, die vielleicht nur ausnahmsweise oder zufällig in die Feier geraten sind.

 

 

Das „Kyrie“

„Kyrie eleison“, „Herr, erbarme dich“. Diesen Ruf haben die Christen nicht erfunden. Es ist ein alter Begrüßungsruf, der früher dem römischen Kaiser galt: Das Volk jubelte ihm damit zu, wenn er sich öffentlich zeigte. Die römischen Christen, denen wir einen großen Teil unserer Liturgie verdanken, haben den Ruf schlicht umgedeutet: Nicht der Kaiser ist unser „Herr“, sondern Jesus Christus. Ihn grüßen wir am Anfang des Gottesdienstes. Und weil es ein Jubelruf ist, soll er nicht müde gemurmelt, sondern gesungen werden.

Was oft anders ist:

In vielen Gemeinden werden „Kyrie“ und Schuldbekenntnis so verbunden, als ob das „Herr, erbarme dich“ ein flehender Bußruf sei. Es ist aber eine Huldigung an Jesus Christus. Zwischenverse, die unsere Schuld und Schwacheit besingen, sind aber inhaltlich fehl am Platz.

Praktischer Tipp:

Man kann das Kyrie mit dem Gesang zur Eröffnung verbinden, etwa durch eine der Kyrie-Litaneien aus dem Gottelslob (Nr. 158-163). Aber auch oft wiederholte bekannte Kyrierufe (z.B. aus Taizé) mit von einem Kantor gesungenen Zwischenversen bringen nicht nur Abwechslung, sondern sind ein wirklicher Lobpreis des Gastgebers.

 

 

Das Gloria

Das Gloria ist ebenfalls ein sehr alter Hymnus aus frühchristlicher Zeit. Er führt das Kyrie fort: Nicht nur Jesus Christus wird begrüßt und gepriesen, sondern der dreifaltige Gott. Das Gloria ist ein besonders festliches Element; in den Bußzeiten (und in „einfachen“ Werktagsmessen) entfällt es, um dann an Hochfesten umso lauter wieder zu erschallen. Da das Gloria ein Lobpreis der Gemeinde ist, sollte auch nicht ein Chor, sondern die gesamte Gemeinde ihn singen – mindestens in einem Kervers.

Was oft anders ist:

Auch viele regelmäßige Kirchgänger haben den Text des Gloria noch nie gehört (GL 583, 131,166). Gesungen oft wird „irgendein“ Loblied und sei es „Laudato si“. Ab und zu mal das ursprüngliche Gloria zu singen, hat aber den Charme, mit demselben Text Gott zu loben, mit dem er seit fast 2000 Jahren gelobt wird.

Praktischer Tipp:

Probieren Sie mal das aus dem neuen geistlichen Liedgut stammende „Gloria, Ehre sei Gott“ (GL 169) aus. Es bleibt nah am alten Text und vermag zugleich, modern und begeisternd zu loben und zu preisen.

 

 

Das Tagesgebet

Mit dem Tagesgebet endet der Eröffnungsteil der Messe. Es ist für jeden Wochentag eigens ausgesucht, darf aber auch anders formuliert werden. Als Hilfe gibt es im Messbuch eine große Rubrik „Tagesgebete zur Auswahl“ Das Tagesgebet ist ein sogenanntes „Kollektengebet“. Kollekte heißt Sammlung: Der Priester sammelt die stillen Gebete der einzelnen in einem gemeinsamen Gebet, dem alle mit ihrem „Amen“ zustimmen. Funktionieren kann das nur, wenn es nach der Aufforderung „Lasset uns beten“ eine angemessene Zeit gibt, um tatsächlich selbst zu beten.

Was oft anders ist:

Nur wenige Gemeinden kennen die Gebetsstille vor dem „Sammelgebet“ des Priesters. Oder die Gläubigen empfinden die Stille als unangenehme und überflüssige Pause.

Praktischer Tipp:

Um den Sinn der Gebetsstille in Erinnerung zu rufen, kann es helfen, die Gebetseinladung ab und an zu variieren. Etwa so: „Lassen Sie uns in einem Moment der Stille unsere persönlichen Anliegen vor Gott tragen.“ 

Von Susanne Haverkamp
 
 
 

Serie: Die Messe verstehen und gestalten

  1. Kommt herbei, singt dem Herrn
  2. Zusammen in Jesu Namen
  3. Gib uns Mut zum Hören
  4. Sei bei uns, in unserer Mitte
  5. Wir bringen gläubig Brot und Wein
  6. Brich dem Hungrigen das Brot
  7. Geht mit meinem Segen