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28.01.2016

Sexueller Missbrauch durch ehemaligen Pfarrer

Unabhängiger Gutachter soll Missbrauchsfall prüfen

Ein unabhängiger Gutachter soll sich jetzt mit den Fall des sexuellen Missbrauchs durch den ehemaligen Pfarrer Peter R. im Bistum Hildesheim befassen - und auch überprüfen, ob es weitere Fälle gegeben hat. Das hat das Bistum am Donnerstag, 28. Januar 2016, mitgeteilt. 

Am Vorabend hatte sich im zweiten Teil der Sendung "Die Richter Gottes" des Westdeutschen Rundfunks die Mutter einer heute 20-jährigen jungen Frau, die von dem Pfarrer 2006 sexuell missbraucht worden war, geäußert. Die Frau hat darin erklärt, sie sei bereits ab 1993 von dem Pfarrer missbraucht worden. Seitens des Bistums war schon vor der Ausstrahlung beteuert worden, dass es bislang keinen Kontakt zu der Mutter gegeben habe.

"Die näheren Umstände ihres Falles und die von ihr gegenüber Peter R. konkret erhobenen Vorwürfe waren dem Bistum bisher nicht bekannt. Eine Schilderung oder Aussage der Mutter liegt dem Bistum nicht vor. Die Mutter hat sich bislang nicht mit dem Bistum in Verbindung gesetzt", heißt es in der Stellungnahme vom 27. Januar 2016 [1].

Im ersten Teil der Sendung "Die Richter Gottes" im November 2015 war der Fall der jungen Frau an die Öffentlichkeit gekommen. Sie hatte sich Anfang 2010 in Begleitung ihrer Religionslehrerin an das Bistum gewandt - und mit dem zuständigen Weihbischof Heinz-Günter Bongartz gesprochen. Aufgrund der zurückhaltenden Schilderungen des Mädchens und auf ihren ausdrücklichen Wunsch hin hatte Bongartz weder die Staatsanwaltschaft noch die erziehungsberechtigten Großeltern informiert. Erst einige Monate später habe das Mädchen den Missbrauch geschildert. Daraufhin hat das Bistum die zuständige Staatsanwaltschaft in Berlin, dem heutigen Wohnsitz des ehemaligen Pfarrers, informiert und die Akten zur Verfügung gestellt. Eine Vertuschung zum Schutz des Täters haben die Verantwortlichen bestritten, Fehler im Umgang mit diesem Fall allerdings eingestanden. 

Nachdem die Berliner Staatsanwaltschaft am 6. Januar 2016 mitgeteilt hatte, keine weiteren strafrechtlichen Ermittlungen in dem Missbrauchsfall mehr durchzuführen, hat das Bistum sich zu einer Zahlung in Anerkennung des Leids [2] an die junge Frau entschlossen.

Bezüglich der neuerlichen Anschuldigungen zum Missbrauch auch der Mutter in der TV-Sendung weist das Bistum darauf hin, dass die Grosseltern in einem Gespräch mit Weihbischof Heinz-Günter Bongartz und Sr. Ancilla Schulz, der Ansprechpartnerin für Verdachtsfälle sexuellen Missbrauchs, im September 2015 mitgeteilt hätten, dass ihre Tochter ebenfalls Opfer eines sexuellen Missbrauchs durch Peter R. geworden sei. Kurz vor dem Erstgespräch mit dem Mädchen und ihrer Religionslehrerin am 04. März 2010 habe der Mann der Lehrerin – ohne dies näher auszuführen – gegenüber dem damaligen Personalchef Bongartz den allgemeinen Verdacht kommuniziert, dass wahrscheinlich auch die Mutter des Mädchens von Peter R. sexuell belästigt worden sei.

"In beiden Fällen wurde darauf hingewiesen, dass auch die Mutter sich bei den Ansprechpartnern des Bistums für Verdachtsfälle sexuellen Missbrauchs melden solle. Darüber hinaus hat das Bistum den Hinweis auf einen möglichen sexuellen Missbrauch durch Peter R. auch an der Mutter Anfang Januar 2016 an die Staatsanwaltschaft Berlin zur Prüfung weitergeleitet", heißt es in der Stellungnahme. Als Erziehungsberechtigte waren die Großeltern des Mädchens stets Ansprechpartner für das Bistum Hildesheim, die Eltern seien nicht bekannt. Die vom WDR veröffentlichte Pressemitteilung zur Sendung hat das Bistum zum Anlass genommen, die geschilderten konkreten Vorwürfe der Mutter ebenfalls an die Staatsanwaltschaft Berlin weiterzuleiten.

Nun wird das Bistum einen unabhängigen Gutachter beauftragen, um den Fall untersuchen zu lassen. Der Gutachter soll mit der zuständigen Staatsanwaltschaft eng zusammenarbeiten. Wer mit der Aufarbeitung beauftragt wird, hofft das Bistum in Kürze bekanntgeben zu können.

 

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Quellen-URL:https://www.kiz-online.de/content/unabh%C3%A4ngiger-gutachter-soll-missbrauchsfall-pr%C3%BCfen

Verweise
[1] http://www.bistum-hildesheim.de/bho/dcms/sites/bistum/nachrichten.html?f_action=show&f_newsitem_id=24690 [2] https://www.kiz-online.de/node/9075