23.08.2016
Kommentar
Jugend als Vorbild
Jugendverbände setzen bei der Glaubensvermittlung verstärkt auf Ehrenamtliche. Das ist der Weg der Zukunft für die Kirche in unserem Land, schreibt Ulrich Waschki in seinem Kommentar.
Genau richtig: Jugendverbände setzen bei der Glaubensvermittlung verstärkt auf Ehrenamtliche. Weil hauptamtliche Seelsorgerinnen und Seelsorger, erst recht Priester, knapp werden, sollen verstärkt Ehrenamtliche die Aufgabe eines „geistlichen Leiters“ übernehmen. Das ist der Weg der Zukunft für die Kirche in unserem Land: Die Getauften nehmen ihren Glauben selbst in die Hand. Sie delegieren ihn nicht mehr an Menschen, die dafür bezahlt werden, sondern tragen selbst Verantwortung. Wo früher selbstverständlich war, dass sich für „das Fromme“ in der Jugendarbeit der Kaplan kümmerte, müssen – und dürfen – Laien ran.
Allerdings: Den Glauben zu vermitteln, andere mit der Frohen Botschaft anzustecken, ist schwer. Das merken die ehrenamtlichen geistlichen Leiterinnen und Leiter wahrscheinlich ziemlich schnell. Selbst vor Jahrzehnten, als religiöse Praxis noch weiter verbreitet war, war das keine leichte Aufgabe. Heute ist sie noch viel schwerer. Und sie ist persönlich anspruchsvoll.
Schließlich soll es nicht darum gehen, Wissen über den Glauben und die Kirche zu vermitteln, sondern jungen Menschen zu zeigen, dass dieser Glaube ein Weg ist, ein erfüllendes und gutes Leben zu finden. Sie zu begeistern für Jesus, sie dazu zu bringen, seinem Beispiel zu folgen. Wer also den Glauben vermitteln will, muss ihn vorleben, muss selber Glaubenszeuge sein. In der geistlichen Praxis, aber auch im täglichen Leben. Im Umgang miteinander, im täglichen Wettstreit der Konsumgesellschaft, vor allem auch in Konflikten. Viel verlangt von jungen Menschen.
Doch gerade sie suchen nach einem Weg für ihr Leben, sind offen für Sinnfragen, für die bessere Alternative. Daher ist die Jugendarbeit auch eine große Chance für diesen Weg.
Zuerst müsste es für die ehrenamtlichen (und nicht nur die) geistlichen Leiter darum gehen, die anderen Leiterinnen und Leiter ihres Verbandes oder ihrer Gruppe zu gewinnen. Sie zu animieren, gemeinsam Glaubenserfahrungen zu machen, um selber das Feuer zu spüren, das sie anschließend an die Kinder und Jugendlichen weitergeben können (und wollen).
Das muss zum Selbstverständnis eines kirchlichen Jugendverbands, einer Messdienergemeinschaft oder Pfarrjugend gehören. Wenn junge Menschen dafür Verantwortung übernehmen, über ihren Glauben sprechen, ihn weitergeben, kann kirchliche Jugendarbeit zum Vorbild für eine dringend nötige gesamtkirchliche Entwicklung werden.