15.02.2017
Effizient, richtig und wirtschaftlich Kirchen heizen.
Falsch heizen kostet viel Geld
Da wird im Winter der Kirchenraum zu schnell hoch geheizt, damit die Gottesdienstbesucher es schön warm haben. Und beim ersten lauen Frühlingslüftchen werden Fenster und Türen aufgerissen, um den Kirchenraum gut durchzulüften. Doch vieles, was gut gemeint ist, kann in den Spätfolgen ziemlich teuer werden.
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In Sachen Heizen und Lüften sind sie Experten: Norbert Kesseler (links) und Martin Spatz. | Foto: Deppe |
Hildesheim. Wir sind mittendrin in der kalten Jahreszeit. Auch wenn sich der Februar manchmal schon frühlingshaft zeigt, kann es noch richtige Frostperioden mit eisigen Temperaturen geben. Nach wie vor gilt, dass in unseren Kirchen geheizt werden muss. Die Frage dabei ist: „Wie heize ich richtig, effizient und wirtschaftlich?“
Wirtschaftlich bedeutet nicht, nur an den Heizkosten zu sparen. „Leider wird das aber oft so gesehen. Während der Woche ist die Heizung mehr oder weniger komplett ausgeschaltet“, sagt Norbert Kesseler, Leiter der Bauabteilung des Bistums Hildesheim. Sinnvoller ist es, eine konstant gleich bleibende Temperatur von 8°C in der Kirche zu haben „und dann über eine Zeit von 5 Stunden langsam – 1 Grad pro Stunde – die Kirche bis zum Gottesdienst auf 12 bis 15 Grad aufzuheizen. Mit einer halbwegs modernen Heizungssteuerung lässt sich das problemlos für jeden Gottesdienst programmieren.“
Doch etliche Kirchen haben eine veraltete Heizungssteuerung, sodass sich schon Stunden vor dem Gottesdienst jemand zur Kirche begeben müsste, um die Heizung manuell zu regeln. „Die Erfahrung zeigt, dass vielerorts erst relativ kurz vor dem Beginn des Gottesdienstes die Heizung hochgeheizt wird, dann aber richtig“, sagt Kesseler.
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Erst beim Gottesdienst soll die Temperatur in der Kirche 12 bis 15 Grad betragen. |
Einen langsamen Temperaturanstieg, weiß er, macht jede Orgel mit. Extreme Temperatursprünge dagegen schaden der Königin der Instrumente. „Die warme Luft nimmt Feuchtigkeit auf, die sich dann an den kalten Wänden der Kirche oder in der Orgel als Kondenswasser niederschlägt“, erklärt Martin Spatz, Projektleiter Kirchenschutzinitiative. Folgen: Schmutzpartikel und Kerzenruß setzen sich fest. Es entstehen Risse im Holz und es können sich Pilze und Schimmel bilden – nicht nur bei der Orgel, sondern auch bei Holzaltären oder geschnitzten Heiligenfiguren. „Dann hat man in der laufenden Heizperode vielleicht etwas Geld gespart, aber die Folgekosten für Säuberung und Sanierung können die eingesparten Kosten locker um das Zehn- oder sogar Zwanzigfache übersteigen“, warnt Spatz.
Die Problematik des Heizens von Kirchenräumen, gerade für Werktagsgottesdienste mit wenigen Besuchern, ist den beiden Fachleuten nur zu gut bekannt. „Wir sind dabei eine Lösung zu finden, damit Kirchen unter der Woche nicht unnötig geheizt werden müssen. Eine Möglichkeit ist, ein paar Bänke mit Bankheizungen auszustatten. Die können kurzfristig bei Bedarf eingeschaltet werden und verbrauchen weniger Energie, als wenn man den ganzen Kirchenraum beheizen würde“, sagt Kesseler.
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Unter www.bistum-hildesheim.de [1] zeigen zwei kleine Filme, wie man Kirchen richtig heizen und lüften sollte. |
Außerdem rät er, wenn es machbar ist, in der kalten Jahreszeit mit den Werktagsgottesdiensten zum Beispiel in das Pfarrheim auszuweichen. „Hier sind die Räume schneller und effizienter zu beheizen, zumal, wenn eine konstante Grundtemperatur – Heizungsthermostat auf Stufe 1 – vorhanden ist.“
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Aufpassen sollte man auch beim Lüften der Kirche. „Gefährlich sind die warmen Frühlingslüftchen.“ Genau wie beim Heizen laden sie ihre Feuchtigkeit an den kalten Kirchenwänden ab. „Beim Lüften sollte man genau auf die Luftfeuchtigkeit draußen achten und dann lüften, wenn die Außentemperatur unter der Innentemperatur liegt“, sagt Spatz. Denn dann würde feuchte Luft von innen nach außen transportiert und nicht umgekehrt.
Von Edmund Deppe